|
![]() |
|
Startseite
Programm
|
Literatur interpretieren: begriffliche, evaluative und fachkulturelle AspekteTagung des Promotionskollegs „Theorie und Methodologie der Textwissenschaften und ihre Geschichte (TMTG)“ der Universitäten Göttingen und Osnabrück vom 07. bis 09.03.2013Veranstaltungsort: Georg August-Universität Göttingen, Historisches Gebäude der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Papendiek 14, 37073 GöttingenTrotz aller Angriffe und Kritik – das Interpretieren von Texten ist
nach wie vor die zentrale literatur- bzw. textwissenschaftliche
Tätigkeit. Eine Reflexion auf die theoretischen Grundlagen der
Interpretation, ihre (wissenschafts-)geschichtliche Bedingtheit und ihre
Praxis zählt damit stets zu den wichtigsten Aufgaben aller
‚interpretierenden‘ Wissenschaften. Die Tagungsbeiträge setzen sich mit
dem Phänomen der Interpretation aus Sicht der Textwissenschaften (der
verschiedenen Philologien, der Philosophie u.a.) unter folgenden
Fragestellungen auseinander:
1. Begriffliche Aspekte
Der Begriff der „Interpretation“ ist nicht nur offen für eine Fülle
verschiedener Redeweisen, sondern steht auch in nicht immer klar
abgegrenzten Verhältnissen zu eng verwandten Begriffen wie
„Textanalyse“, „Auslegung“, „Lektüre“, „Deutung“, „Beschreibung“,
„Verstehen“, „Anwendung/ Applikation“, „Literaturkritik“, „Übersetzung“
u.a. Wie lässt sich der Interpretationsbegriff vor diesem Hintergrund
schärfer konturieren? Im Rahmen welcher (wissenschafts-)geschichtlichen
Entwicklungen ist das Aufkommen solcher Alternativ- oder sogar
Gegenbegriffe zu sehen und auf welche systematisch relevanten Probleme
wird damit reagiert? In welcher Hinsicht sind Interpretationstheorien
mit bestimmten Konzeptionen von „Bedeutung“ verknüpft (sprachlicher
Bedeutung sowie „Text-“ bzw. „Werkbedeutung“)? In welchem Zusammenhang
stehen die Begriffe der Interpretation und der Begriff des „Texts“ bzw.
„Werks“?
2. Evaluation von Interpretationen
In den Textwissenschaften und vor allem in der Literaturwissenschaft
herrscht Uneinigkeit darüber, anhand welcher Maßstäbe die Güte von
Interpretationen bemessen werden kann: Wahrheit, Plausibilität,
Wahrscheinlichkeit, Interessantheit, Wichtigkeit, Fruchtbarkeit,
Neuheit, Kohärenz, Maximierung ästhetischer Bildung oder ästhetischer
Wertschätzung, Anschlussfähigkeit an Theorien und Forschungsgeschichte
oder für zukünftige Interpretationen – all dies und mehr kann als
Beurteilungskriterium für Interpretationen herangezogen werden. Was
genau aber ist unter Kriterien wie diesen zu verstehen und wie lässt
sich deren Geltung im Hinblick auf Literaturinterpretationen theoretisch
rechtfertigen? In welchem (eventuell spannungsvollen) Verhältnis stehen
sie zueinander? Wie z.B. hängt der Grad der Plausibilität von
Interpretationen mit ihrem Interessantheitsgrad zusammen? Lassen sich
universale Bewertungsmaßstäbe für Interpretationen ausmachen oder sind
diese stets relativ zu Theorien, Sprachen, Kulturen,
Forschergemeinschaften etc.? Abhängig von der Wahl der
Bewertungskriterien stellt sich auch die Frage nach dem Umgang mit
Interpretationskonflikten: Kann es (im Gegensatz zur Vorstellung einer
einzigen korrekten Interpretation) gleichermaßen akzeptable
Interpretationen eines Werkes geben, die sich dennoch gegenseitig
ausschließen? Wann treten Interpretationskonflikte
charakteristischerweise auf und welches Erkenntnispotential bergen sie?
3. Fachkulturelle Aspekte: Methoden und Praxis der
Interpretation
Die theoretische Perspektive ergänzend und mit dieser kontrastierend
soll auch die interpretative Praxis in den Blick genommen werden.
Inwiefern etwa können Interpretationshandlungen regel- und
methodengeleitet vollzogen werden und inwieweit ist denjenigen
zuzustimmen, die Kritik an einer solchen an Regeln orientierten
Interpretationspraxis üben (z.B. Gadamersche Hermeneutik,
Dekonstruktion)? Wie werden Interpretationshypothesen de facto überprüft
und was gilt hier tatsächlich als guter Grund? Welche zumeist impliziten
Hintergrundannahmen (etwa über Autoren, Leser, Texte/Werke und
Kontexte), welche Rationalitätspräsumtionen und
Interpretationsprinzipien leiten die Praxis des Interpretierens und
welchen Status haben sie? Welche Interpretationsziele werden tatsächlich
verfolgt und wie steht es um deren Relevanz und Legitimität? In welchem
Verhältnis steht das Interpretieren zu anderen
literaturwissenschaftlichen Arbeitsgebieten wie der Literaturgeschichte,
der Editionsphilologie oder der Übersetzung? Wie wird die Praxis des
Interpretierens durch außerwissenschaftliche Faktoren (Werte, Normen,
gesellschaftliche Interessen u.ä.) bestimmt und worin liegt ihre
gesellschaftliche Relevanz?
Gefördert durch Mittel des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur Niedersachsen, der Fritz Thyssen Stiftung und der Graduiertenschule für Geisteswissenschaften Göttingen (GSGG)
nach oben |
|
|